Innovationen im Schwedischen Großreich

Innovationen im Schwedischen Großreich

Organisatoren
David-Mevius-Gesellschaft
Ort
Stade
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.11.2006 - 05.11.2006
Url der Konferenzwebsite
Von
Heiko Droste, Universität Kiel

Am 3. bis 5. November 2006 fand in Stade die 2. Tagung der David-Mevius-Gesellschaft unter dem Thema ″Innovationen im schwedischen Großreich″ statt. Die Gesellschaft konzentriert sich auf die deutsch-schwedische Geschichte der Frühen Neuzeit. Der in schwedischen Diensten stehende Rechtsgelehrte David Mevius (1609-1670) personifiziert dieses Interesse, da er von 1653 bis zu seinem Tod als Vizepräsident des Wismarer Tribunals eine wichtige Vermittlerrolle zwischen den schwedischen Landesherren und den deutschen Untertanen einnahm.

Die ″Innovationen″ stehen für Veränderungen in den deutschen Provinzen Schwedens, die entweder ursächlich mit der Politik Schwedens zu erklären sind oder sich unter schwedischer Herrschaft ereigneten, ohne dass sie notwendig einem schwedischen Einfluss zugeordnet werden können. Die verschiedenen Beiträge haben somit wiederholt die Frage thematisiert, wer als Initiator von Reformen oder Veränderungen anzusehen ist bzw. welcher Einfluss den neuen Landesherren zuzuweisen ist.

Diese Untersuchung setzte mit einer Sektion von drei rechtshistorischen Beiträgen ein. Zu Beginn diskutierte Patrick Oelze (Konstanz) in vergleichender Perspektive Konflikte mit den jeweiligen Herrschaften sowie die gerichtlichen Befugnisse und Kompetenzen in Stralsund bzw. Schwäbisch Hall im 15.-18. Jahrhundert: ″Schlagen – Prozessieren – Vergleichen. Frühneuzeitliche Staatsbildung und die Rolle der Gerichtsbarkeit″.

Die ″Jurisdiction″ bietet dabei eine Mikroperspektive auf die oft zitierten Prozesse von ″Verrechtlichung″ und ″Staatsbildung″. Die Konflikte um diese Jurisdiction waren in beiden Städten alltäglich und fanden letztlich keine grundsätzliche Lösung. Sie blieben vielmehr latent, wobei dies im Fall von Schwäbisch Hall durch die starke Zersplitterung herrschaftlicher Rechte, im Fall von Stralsund durch die weitgehende Autonomie der Stadt bereits unter den pommerschen Herzögen erklärt werden kann.

Die strukturellen Probleme der ungeklärten Herrschaftsverhältnisse bedingten eine hohe Konflikt- wie Gewaltbereitschaft. Die ″Rechtskultur″ blieb in hohem Maße für Grundsatzdebatten anfällig, wobei diese ″Rechtskultur″ durch normative Texte, deren praktische Umsetzung wie auch symbolische Bewertungen geprägt ist.

Es folgte der Vortrag von Werner Amelsberg (Freiburg) über ″Den Wandel des Zivilprozesses im Lübischen Recht von 1500-1550″. Amelsberg fokussierte seinen Vortrag auf das zivilrechtliche Oberhofverfahren vor dem Lübecker Rat im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Zu den typologischen Punkten des ungelehrten mittelalterlichen Zivilprozesses gehörten etwa die Mündlichkeit des Verfahrens oder die Ausgestaltung der Ratsentscheidungen als Beweisurteil. In einigen Bereichen löste sich dieses Verfahren von seinen mittelalterlichen Wurzeln.

Das gilt etwa für den Bereich des Beweisrechts sowie die gerichtliche Rechtsfindung. Das demonstrierte die eingehende Analyse eines Erbstreits. Das mittelalterliche formale Beweisverfahren wurde von einem auf rationalen Beweismitteln fußenden Beweissystem abgelöst. In dessen Mittelpunkt standen zunehmend urkundliche Beweise, die im Rahmen eines substanziierten Vorbringens von Klage bzw. Anträgen zwangsläufig zur Entwicklung einer gerichtlichen Beweiswürdigung führten.

Der dritte Vortrag in dieser Sektion von Nils Wurch (Düsseldorf) behandelte den ″Bürgschaftsvertrag nach lübischem Recht im Spiegel der Kommentierung von David Mevius″. Wurch untersuchte die Behandlung der beneficiorum, der Rechtswohltaten eines Bürgen, wie sie David Mevius in seinem Commentario in Jus Lubecense (1642/43) vornahm, dem ersten Rechtskommentar, der ein deutsches Partikularrecht als in sich geschlossenen Kodex behandelte.

Der Bürge konnte sich, laut Mevius, auch unter lübischem Recht auf die nach gemeinem Recht einschlägigen Einreden berufen, insbesondere auf das beneficium excussionis, weil die Statuten des Revidierten Lübecker Stadtrechts von 1586 zu ihm schwiegen, und auf das beneficium divisionis und cendendarum actionum, weil ihre Rechtsfolgen durch den Wortlaut der Statuten bestätigt wurden. Mevius konstatierte allerdings Modifikationen hinsichtlich der beneficium cendendarum actionum.

In der zweiten Sektion wurden Fragen der Vermessung und des Matrikelwesens erörtert.

Clas Tollin (Stockholm) betreut im Reichsarchiv in Stockholm die Edition der schwedischen Landvermessungskarten, der so genannten Matrikelkarten. In seinem Vortrag zu den ″Geometrischen Karten in Schweden″ demonstrierte er eindringlich die im Jahr 1628 einsetzenden Bemühungen der Krone, das eigene Territorium kartografisch zu erfassen. In diesem Jahr gründete Gustav II. Adolf ein eigenes Landmesserkontor. Auf diese Weise sollte eine verlässliche Grundlage für Fragen der Besteuerung und der Besitzverhältnisse geschaffen werden. Der Überlieferungszustand der Karten ist gut. Gerade die frühen Karten erlauben zudem, die rasche Entwicklung der Kartografie als einer Wissenschaft zu verfolgen.

Die Auswirkungen dieser Tätigkeit auf die deutschen Provinzen beschrieb Haik Porada (Leipzig) in seinem Vortrag zur ″Landesvermessung in Vorpommern und Wismar″. Danach diente die Vermessung auch in den deutschen Provinzen fiskalischen wie militärischen Zwecken. Landvermessung und Fortifikationscorps erarbeiteten Detail- und Übersichtskarten von Städten, Provinzen wie des gesamten Reichs mitsamt der entsprechenden Befestigungsanlagen. Zu den fiskalischen wie militärischen Interessen trat die von der Krone eingeleitete Reduktion der Krongüter. Die Landvermessung setzte in Pommern im Jahr 1691 ein, wobei die in Schweden und den Ostseeprovinzen gültigen Vermessungsinstruktionen modifiziert wurden. Diese Vermessung fand bis zum Ende der Schwedenherrschaft im Jahr 1815 statt. Das bereits edierte Material ist unter http://www.dhm.uni-greifswald.de einzusehen.

Während die Tätigkeit des Landvermessens für die schwedischen Herzogtümer Bremen-Verden nur auszugsweise dokumentiert ist, von den Anwesenden aber lebhaft diskutiert wurde, stellte Georg Budell (Heidelberg) in seinem Vortrag zu den ″Pfalz-Zweibrückischen Karten aus der Schwedenzeit″ die Bemühungen der schwedischen Landesherren im ehemaligen Herzogtum Pfalz-Zweibrücken dar. Grundlage der Tätigkeit war hier zunächst der desaströse Zustand der Westpfalz nach den zahlreichen Kriegen des 17. Jahrhunderts. Obwohl Karl XI. von Schweden im Jahr 1681 in sein Erbe eintrat, konnte erst Karl XII. mittels der Einrichtung eines schwedischen Generalgouvernements (von 1697-1719) gezielte Maßnahmen zum Landesaufbau durchführen. Dazu gehörten seit dem Jahr 1699 auch Versuche, eine Renovation und Landvermessung mit lokalen Fachleuten einzurichten. Die Renovationsprotokolle in Form gebundener Bücher enthalten Karten, Berichte und ein vollständiges Güterverzeichnis. Im Unterschied zu Pommern mussten auch alle Besitzverhältnisse geklärt bzw. eine Neuverteilung vorgenommen werden. Budell betonte abschließend, dass diese Tätigkeiten nur durch das intensive schwedische Engagement, vermittelt über die pommerschen Landvermesser erklärt werden können.

Sabine Bock (Schwerin) diskutierte den Einfluss Schwedens im Bereich der Architektur. Ihr mit vielen Beispielen reich illustrierter Abendvortrag: ″Innovationen in der Architektur″ stand unter der Frage nach dem Wesen eines ″Schwedischen Barocks″. Dazu stellte Bock in einer knappen Übersicht zunächst die Architektur in Pommern und der Hansestadt Wismar vor der Schwedenzeit vor. Anschließend umriss sie die Entwicklung der Architektur Schwedens im 17. und 18. Jahrhundert, benannte die dort tätigen Baumeister und die von ihnen gewählten Vorbilder, um anschließend die Bautätigkeit in den schwedischen Provinzen zu untersuchen. Bock bezweifelte, dass es eine spezifische Architektur in Schwedisch-Pommern und der Hansestadt Wismar gegeben habe und dass die Definition eines ″schwedischen Barocks″ sinnvoll sei. Die neue Architektur zeichne sich zwar durch eine große Klarheit und Schlichtheit sowie typische Sonderformen aus, etwa das am französischen Mansarddach orientierte ″Herrenhaus-Dach″. Insgesamt aber gebe es wohl eher eine protestantische und eine katholische Variante des Barock, weniger eine regionalspezifische Ausbildung dieser Stilepoche. Der bisherige Forschungsstand lasse abschließende Urteile allerdings noch nicht zu.

Die dritte Sektion zum Postwesen wurde durch einen Vortrag von Heiko Droste (Kassel) eingeleitet: ″Die Organisation der Post in den schwedisch-deutschen Reichsterritorien″. Der Schwerpunkt lag auf der Frage nach Merkmalen frühneuzeitlicher Organisationen, die wie die Post zwar herrschaftlich privilegiert, in wesentlichen Zügen aber als private Unternehmen gestaltet waren. Die Organisationsform könne als ″beauftragte Selbstverwaltung″ verstanden werden und prägte die Grundzüge der Postgeschichte in den deutschen Provinzen, die in wesentlichen Punkten der Entwicklung anderer Territorien des Heiligen Römischen Reichs vergleichbar ist. Das heißt auch, dass sie von der der zentralisierten Post des schwedischen Mutterlandes unterschieden werden muss. Innovationen greifen hier aufgrund privater Initiativen privilegierter Postmeister. Das Interesse der Landesherrschaft zielte insbesondere auf die möglichst reibungslose und kostenlose Beförderung ihrer Korrespondenz.

Enn Küng (Tartu) zeichnete in seinem Vortrag zur ″Errichtung von Kurierpost und Personentransport in Est- und Livland in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts″ ein ähnliches Bild für die baltischen Provinzen Schwedens. Auch hier erfolgte die Einrichtung von Postdiensten zeitlich vor der in Schweden und war wesentlich durch die Initiative des privilegierten und somit vor Konkurrenz geschützten Betreibers geprägt. In diesem Fall lag die Post für Jahrzehnte in den Händen Jakob Beckers wie seiner Erben. Küng beschrieb eingehend, durch welche Initiativen, Strukturen, Erfolge wie Probleme Beckers Tätigkeit gekennzeichnet war.

Die folgenden Vorträge widmeten sich dem für Schweden bedeutenden Festungsbau wie der Stadtplanung. Horst Langer (Greifswald) beschrieb in seinem Vortrag zum ″Fortifikationswesen der Schwedenzeit″ unterschiedliche Festungsbauten der Krone in Pommern und Wismar, einer hochgerüsteten und stark durch militärische Funktionen geprägten Provinz bzw. einer wichtigen Festung. Unmittelbar mit dem Ausgreifen Schwedens nach Pommern und Wismar begannen vielfältige Fortifikationsmaßnahmen, die unter gewaltigen Kosten vorangetrieben wurden. Hier griffen die bereits erwähnten Landvermessungs- und Fortifikationsbemühungen ineinander. Ein vielfältiges Kartenmaterial belegt die schwedischen Arbeiten, die zum Teil noch heute zu erkennen sind.

Christina Deggim (Stade) stellte anschließend die ″Die Carlsburg als Versuch einer schwedischen Stadtgründung im 17. Jahrhundert″ vor. Diese für das 17. Jahrhundert typische Form der Stadtgründung erfolgte auf dem im Jahr 1654 in schwedischen Besitz übergegangenen Flecken Lehe, an der Mündung der Geeste in die Weser gelegen. Die Krone strebte den Bau einer Hafenstadt und Festung an. Ein erster Grundriss für eine Radialstadt wurde nicht umgesetzt, ein zweiter vereinte Wohnbebauung und Verteidigungsanlagen mit einem integrierten Hafenbecken. Die ″Carlsburg″ erhielt zeittypische Privilegien: deutsches Recht, Schutz von Handel, Nahrung und Gewerbe, eine mehrjährige Abgabenfreiheit für Neusiedler. Neben der Augsburger wurde auch die reformierte Konfession zugelassen. Der Bau begann im Jahr 1673 und wurde 1674 aufgrund Geldmangels weitgehend eingestellt. Im Jahr 1675 wurde die Stadt von einer brandenburgisch-holländischen Flotte beschossen und musste im Januar 1676 kapitulieren.

Zwei weitere Vorträge widmeten sich dem Kanal- und Deichbau in der Schwedenzeit. Gunnar Müller-Waldeck (Greifswald) beschrieb den ″Erbauer des Götakanals Balthasar von Platen″. Der Götakanal verbindet die Ost- mit der Nordsee und erstreckt sich über mehrere hundert Kilometer. Im Mittelpunkt des Beitrags stand die streitbare Persönlichkeit des ″Kanal-Platen″ (1766-1829). Er stieg als vorpommersches Landeskind und schwedischer Untertan zum Seeoffizier, Musterlandwirt und vorzüglichem Organisator in die Reihe der obersten schwedischen Politiker auf. Platen ließ das gesamte Gelände vermessen, setzte den in England entwickelten Kanal-Trockenbau des Projekts durch, führte zur Gewinnung von Arbeitskräften die allgemeine Wehrpflicht in Schweden ein und schuf mit der ″Kanalwerkstatt″ Motala (1822) die Keimzelle der schwedischen Schwerindustrie.

Platen leitete die Arbeiten von 1806 bis zu seinem Tode. Der Kanal wurde erst nach seinem Tod im Jahr 1832 eröffnet und besaß für einige Jahrzehnte ökonomische, politische und militärische Bedeutung.

Norbert Fischer (Hamburg) ″Technische Innovationen und politische Herrschaft: Der Deich als Symbol Das Beispiel Land Kehdingen/Herzogtum Bremen in der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert″ untersuchte den Zusammenhang von Deichwesen und politisch-sozialer Entwicklung. Die Elbdeiche waren den schweren Sturmfluten nicht dauerhaft gewachsen. Das war einerseits dem Stand der Technik geschuldet, beruhte andererseits auf den mehr oder weniger effektiven Formen der Deichunterhaltung, die bei den Gemeinden lag. Die historische Entwicklung in der Schwedenzeit zeichnete sich sowohl durch technische Neuerungen aus, die von der Regierung festgelegt wurden. Dabei machte sie sich ihr Know-how aus der Militärtechnik zunutze. Prägend war freilich auch, dass diese Innovationen politisch umgesetzt werden mussten. Schritte hierzu waren der Erlass einer Deichordnung (1692) sowie die zentrale Aufsicht über die Deiche durch landesfremde Oberdeichgräfe (seit 1696). Im Ergebnis verloren die Deichverbände einen Teil ihrer regionalen Handlungsautonomie, da sie zunehmend staatlicher Kontrolle unterlagen.

Der Vortrag von Dirk Schleinert (Magdeburg) galt der vorpommerschen Gutswirtschaft im Spiegel der Aufzeichnung des Landrates Felix Dietrich von Behr auf Bandelin. Dieser pommersche Landadlige hatte im Jahr 1752: ″Beyfällige Gedancken über die sich in der Landwirthschaft findenden Mängel ...″ verfasst, eine Denkschrift, in der er seinen Söhnen die Bewirtschaftung eines Gutsbetriebes detailliert erklärte. Von Behr war ein in jeder Beziehung erfolgreicher Gutsherr, der durch eine gezielte Güterpolitik die Arrondierung und besitzrechtliche Festigung seines Grundbesitzes erreichte. Dies gelang auch durch innere Reformen auf seinen Gütern. Er hielt an der althergebrachten Dreifelderwirtschaft fest, erhöhte deren Effizienz allerdings erheblich. Er erprobte die holsteinische Koppelwirtschaft sowie den Tabakanbau, um beides als für seine Güter ungeeignet bzw. unrentabel wiederum zu verwerfen. Er forderte eine konsequente Separation der Feldmarken und den Ersatz der Spanndienste seiner Vollbauern durch Handdienste von Kossäten. Trotz dieser weitgehenden Neuerungen hielt er an der Leibeigenschaft fest, die er nicht in Frage stellte.

Im letzten Vortrag diskutierte Jürgen Beyer (Tartu): ″Sprachliche Innovationen in Est- und Livland im 17. Jahrhundert″. Dadurch wurden abschließend ein weiteres Mal die baltischen Provinzen in den Blick genommen. Sie erlebten im 17. Jahrhundert vielfältige sprachliche Innovationen. Das Estnische wie Lettische wurden zu Schriftsprachen. Das beinhaltete auch eine der Sprache angemessene Rechtschreibung für das Estnische in den 1680er Jahren sowie den Übergang vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen als Schriftsprache.

Beyer beschäftigte sich dann insbesondere mit Gelegenheitsgedichten, die in den 1630er bis 1650er Jahren von der Dorpater Universitätsdruckerei verbreitet wurden; darunter fanden sich solche aus nicht anerkannten Schriftsprachen. 1638 erschienen drei Gedichte auf pommersch, 1642 ein Gedicht auf Russisch, 1643 eines auf dörptestnisch und 1652 eines auf lettisch. Diese Gedichte folgten einem im deutschen Sprachraum noch jungen Trend, Gedichte in Mundarten zu verfassen, die 1632 gegründete schwedische Universität Dorpat solchermaßen einer akademischen Mode. Beyer hielt abschließend fest, dass diese ″Innovation″ zwar unter schwedischer Herrschaft stattfand, aber nicht von Schweden ausging.

Damit hat er noch einmal die zentrale Frage nach den Innovationen aufgegriffen. Während diese teilweise eindeutig der Initiative der Krone zuzurechnen sind (Festungsbau, Landvermessung, Verwaltungsreform), wurden andere Neuerungen im Bereich der Architektur oder des Postwesens weder behindert noch ausdrücklich befördert. Dabei ist zu fragen, ob die Innovationsbereitschaft einer jungen Großmacht mit wenigen festgefügten Institutionen Einfluss auf die geistige wie soziale Mobilität der Untertanen hatte. Innovationen der schwedischen Großmachtzeit verwiesen demnach auf die soziale und kulturelle Mobilität eines Aufsteigers im europäischen Raum, der innovative Aufsteiger auch aus anderen Ländern an sich binden konnte. Sie bewegten sich freilich in ausgewählten gesellschaftlichen Bereichen. Die Krone Schwedens hatte den Ständen seit dem Westfälischen Frieden wiederholt ihre Privilegien und hergebrachten Rechte bestätigt. Entsprechend stieß sie an vielen Stellen auf den harten Widerstand der Untertanen, die Veränderungen bestehender Institutionen ablehnten und damit das Bild einer unbeweglichen Gesellschaft, die noch immer – zu Recht oder nicht – Kennzeichen des Alten Reichs nach dem Westfälischen Frieden ist, bestätigten.

Die Ergebnisse der Tagung sollen 2007 publiziert werden.

http://www.meviusgesellschaft.de
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